Zwei spirituelle Geschichten
Weise Helfer wählen den Mittelweg zwischen übergriffiger Kontrolle und nachgiebiger Gleichgültigkeit: achtsames Gewährenlassen. Sie beobachten die Lage, bis der rechte Moment da ist, um Lösungen zu zeigen und Änderungen zu ermöglichen.
BEISPRINGEN STATT BEIBRINGEN. Shunryu Suzuki Roshi (1905-1971), Gründer des ersten Zen-Klosters außerhalb Asiens (Tassajara, USA), war bekannt dafür, dass er seine Schüler selten direkt korrigierte oder sofort zurecht wies.
Statt dessen pflegte er sie stillschweigend über längere Zeit zu beobachten. Fanden sie dann nicht von selbst den rechten Weg, um angemessen auf eine Situation zu antworten, wartete er einen günstigen Augenblick ab, um ihnen fast beiläufig die nötigen Hinweise zu erteilen. Da diese Art der Hilfestellung immer genau im rettenden Moment erfolgte, erlebten sie die Schüler nicht als kritische Einmischung, sondern als Akt der freundlichen Fürsorge.
Buchtipp: Jürgen Pfannmöller, Der systemische Lehrer: Ressourcen nutzen, Lösungen finden
Doris Radke