
Ein Thema – sechs Facetten
Gegenüber seiner Umwelt führt sich die Menschheit destruktiv auf. Rücksichtslos und ohne Weitblick sind die Taten, vernichtungsorientiert begegnet man der Tierwelt. Nur eine radikale Umkehr im Handeln kann den Abwärtsstrudel in die Auslöschung aufhalten.
Konsequenzen von Umweltsünden. Menschen nehmen Probleme wahr, und wenn sie diese als bedrohlich für die eigene Existenz interpretieren, neigen sie zu radikalen Lösungen, solchen, an die sie vorher nie gedacht hätten.
Mit der Verbreitung und Spürbarkeit der Klimafolgen, mit dem Wachsen von Not, Migration und Gewalt, wird sich der Problemlösungsdruck verschärfen und der mentale Raum einengen. Die Wahrscheinlichkeit irrationaler und kontraproduktiver Lösungsstrategien erhöht sich. Das gilt insbesondere für die Gewaltproblematik, die durch den Klimawandel verschärft wird.
Es besteht aller historischer Erfahrung nach eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die den Status von Überflüssigem bekommen und die Wohlstands- und Sicherheitsbedürfnisse von Etablierten zu bedrohen scheinen, in großer Zahl zu Tode kommen werden; sei es durch fehlendes Wasser und mangelnde Ernährung, sei es durch Kriege an der Grenze, sei es durch Bürgerkriege und zwischenstaatliche Konflikte infolge veränderter Umweltbedingungen.
Das alles wird nicht die Gestalt einer Wiederholung des Holocaust haben; die Geschichte wiederholt sich nicht. Aber Menschen nehmen Probleme wahr, und wenn sie diese als bedrohlich für die eigene Existenz interpretieren, neigen sie zu radikalen Lösungen, solchen, an die sie vorher nie gedacht hätten.
Harald Welzer
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