Mit Kurt Derungs auf Forschungsreise in die Bretagne und die Schwäbische Alb
Wie erkenne ich einen heiligen Berg oder Hain, was können mir bestimmte Merkmale in einer Landschaft sagen, wie verbinde ich mich überhaupt wieder stärker mit der Natur?
Im VISIONEN-Interview gibt der Schweizer Ethnologe und Reiseführer Kurt Derungs erhellende Antworten.
Herr Dr. Derungs, Ihr Fachgebiet ist Landschaftsmythologie. Was ist darunter zu verstehen?
Die Landschaftsmythologie befasst sich mit der kulturgeschichtlichen Naturverbundenheit der Menschen früher und heute. Mit dieser Methode lässt sich eine Region umfassend darstellen. Fragestellungen sind beispielsweise, ob es einen heiligen Hain, Steinsetzungen, einen Hügel als Nabel der Landschaft, einen heiligen Berg, Kulthöhlen oder Quellen gibt. Auch Sonnen- und Mondstände sind bedeutend, ebenso jahreszeitliche Rituale, die oft mit einem Ort verbunden sind. Nachdem man so einen Überblick über die Landschaft gewonnen hat, werden die Plätze aus ethnologischer Sicht gedeutet und miteinander vernetzt. Dadurch lässt sich ein archaisches Weltbild und ein naturbezogenes Denken früherer Kulturen gewinnen, was für uns heute sehr erkenntnisvoll ist, da wir unbedingt eine andere Einstellung zur Natur brauchen.
Die Landschaftsmythologie befasst sich mit der kulturgeschichtlichen Naturverbundenheit der Menschen früher und heute. (Kurt Derungs)
CHRISTIAN SALVESEN