Die astrologischen „Gesellschaftsplaneten“ Jupiter und Saturn nehmen überall dort eine übergeordnete Stellung ein, wo Recht und Gerechtigkeit im Spiel sind. Wenig hinterfragt wird aber, warum Saturn im Vergleich mit Jupiter traditionell einen so unvorteilhaften Ruf genießt. Da stellt sich die Frage: Ist diese ungleiche Beurteilung auch gerechtfertigt?
Ein natürliches Spannungsfeld: Jupiter-Saturn
In menschlichen Gemeinschaften werden zwanglose bis vorschriftsmäßige Vereinbarungen getroffen, um das Zusammenleben zu regeln, Problemen vorzubeugen oder Schwierigkeiten verbindlich zu bereinigen. Von demokratischen Strukturen ausgehend zeigt sich, dass einer Lösungsfindung für angestrebte Regeln und Gesetze sehr unterschiedliche Interessen vorausgehen, die es zu harmonisieren gilt. Diese Debatten, bis hin zur Ratifizierung von Verfassung, Recht oder Gesetz, unterliegen astrologisch dem energetischen Einflussbereich von Jupiter (Schütze).
Jedes erlassene Regelwerk bedingt aber Umsetzungs- und Kontrollinstanzen als Verantwortliche für die Durchsetzung, Verfolgung und Ahndung von Zuwiderhandlungen. Solche Aufsichts-, Polizei- oder Rechtsfunktionen, die wir auch Staatsgewalt nennen, gehören zu den Kernkompetenzen von Saturn (Steinbock).
Ähnlich funktioniert das Kleinsystem Familie. Schon das frühe soziale Verhalten der Kinder wird durch kulturelle Erwartungen und Regeln gesteuert (Jupiter), die der Erziehung dienen. Mit fürsorglichem oder strengem Eingreifen versuchen Eltern, die Vorgaben durchzusetzen und die Kinder an den Umgang mit Regeln, Anforderungen und Risiken des Alltags (Saturn) heranzuführen.
Das Beispiel Familie zeigt, dass die soziale Ordnung eine natürliche Entwicklung mit steten Veränderungen (Jupiter) braucht, weil Aufgaben, Verantwortung oder Pflichten (Saturn) eine alters- und entwicklungsgerechte Anpassung verlangen. In der Gesellschaft bestehen ähnliche Entwicklungsbedürfnisse, sollen die Strukturen und Normen mit Veränderungen Schritt halten. Und damit stecken wir als Individuum und als Teil des Kollektivs immer in diesen Spannungsfeldern. Unser Drang nach Wachstum und Entwicklung, unsere Freiheitsbedürfnisse (Jupiter) stehen unserem Empfinden von Einschränkung oder Widerstand und einem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit (Saturn) gegenüber.
Unser Drang nach Wachstum und Entwicklung steht unserem Empfinden von Einschränkung und einem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit gegenüber.
Paul Gillmann