Ein Thema – sechs Facetten
Das Gebet ist ein Urbegleiter des menschlichen Wesens. Vom instinktiven Hilferuf in der Not bis zur mystischen Kommunikation mit dem Göttlichen bereichert es unser Leben.
Gebet ist etwas Intimes
Beten, hat man vor allem in der Tradition der Mystik oft gesagt, lässt sich verstehen als ein Gespräch der Liebe.
Die Energie des Lebens aber – das ist an dieser Stelle für Jesus ganz und gar das Gebet: Es wird erhört, das ist seine feste Überzeugung. Und sie gibt ihm Kraft. Wie viele Menschen wird es schon gegeben haben, die sich auf diese Worte Jesu verlassen wollten: Bittet, und ihr werdet empfangen! – und sie haben gebetet für alles Mögliche: Gegen so viel Unglück haben sie den Himmel bestürmen mögen, und so viele Wünsche, die ihnen dringlich schienen, haben sie kniend in der Kirche und in der eigenen Kammer sich von der Seele geredet, doch gekommen ist es, wie es wollte, ohne messbare Veränderung jedenfalls; es ist statistisch im Verlauf der Menschheitsgeschichte gewiss ganz unbeweisbar, dass irgendein Gebet jemals erhört worden wäre. Aber wer bei einer solchen äußeren Betrachtung stehenbleibt, vergisst, dass man Betende nicht beobachten kann. Die Erfahrungen des Gebetes lassen sich nicht äußerlich im Sinn eines naturwissenschaftlichen Experiments objektivieren und verallgemeinern. Beten, hat man vor allem in der Tradition der Mystik oft gesagt, lässt sich verstehen als ein Gespräch der Liebe.
Eugen Drewermann
Zusammenstellung: Petro Mudryk