
Die Esoterik-Szene vereint heute in sich eine bunte Vielfalt von Anschauungen, die Harald Wiesendanger in seinem zweiteiligen Beitrag hinterfragt.
Die zwölf Irrtümer von Esoterikern (Teil 2)
Unter Esoterikern sind etliche Anschauungen und Haltungen verbreitet, die einer vernünftigen Hinterfragung und Aufklärung nicht standhalten. Harald Wiesendanger, langjähriger Kenner der europäischen Esoterik-Szene, beleuchtete im ersten Teil seines Beitrags u. a. die Geringschätzung der Wissenschaft und ihrer Methoden, die Abkehr von der Logik und rationalen Erkenntniswegen sowie die Romantisierung des Herzens.
6. Ein metaphysischer Idealismus
Esoteriker wähnen das Universum durchdrungen von einem geistigen Prinzip – sei es Gott oder ein unpersönliches Etwas –, das alles weise und liebevoll zu unserem Besten lenkt, beispielsweise nach dem „Gesetz“ der gegenseitigen Anziehung von Gleichem (Resonanz) und dem „Gesetz“ der ausgleichenden Gerechtigkeit (Karma). Von den Naturgesetzen unserer empirischen Wissenschaften unterscheiden sich diese mutmaßlichen Prinzipien in einer gravierenden Hinsicht: Unter keinen Umständen können sie an der Erfahrung scheitern – immer lassen sich Hilfshypothesen konstruieren, mit denen sie rhetorisch zu verteidigen sind. Und in eben dieser Nichtfalsifizierbarkeit besteht ein Hauptmerkmal von ideologischen Leerformeln.
Dr. Harald Wiesendanger
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