SILVIA RÖSSLER gibt in ihrem Buch einen umfassenden Überblick über alte und neue Humor- und Lachtheorien, über Ergebnisse der modernen Lachforschung und über die Praxis des Lachyoga.
Ihre eigenen Erfahrungsberichte und praktischen Anregungen bieten vielfältige Zugänge zu Humor, Heiterkeit, Lachen und Lebensfreude, die unmittelbar ins Leben integriert werden können. Und sie motiviert, sich der Trauer mit Offenheit und Phantasie zu stellen. Ein einzigartiger Beitrag auf dem Weg zu einer neuen TrauerFreude-Kultur.“ (Peter Cubasch)
Silvia Rößler preist die Kraft des Lachens
In den letzten Jahren habe ich immer mehr begriffen, dass die Verbindung von Lachen und Weinen mein Lebensthema ist. Durch den frühen Tod meines Vaters und meiner beiden Großväter bin ich in einem Trauerhaus groß geworden. Das konfrontierte mich auf unterschiedlichste Weise mit Lachen und Weinen. Die fröhlich kindliche Unbeschwertheit erhielt einen deutlichen Dämpfer. Es folgten immer wieder Situationen, die mich begreifen ließen, dass ich mich offensichtlich mit diesen beiden Emotionen besonders auseinandersetzen soll. In den letzten elf Jahren verlor ich drei meiner liebsten Freundinnen, alle drei starben an Krebs.
Die Texte von Elisabeth Kübler-Ross, Jorgos Canakakis, Alwine Paessens Deege, Sogyal Rinpoche und Morrie Schwartz – Autoren, die sich mit dem Thema Sterben und Trauerbegleitung beschäftigt haben – waren mir eine große Hilfe. Fragen wurden beantwortet, Erlebtes bekam Erklärung. Trotzdem hatte
ich nach dem Tod meiner ersten Freundin mein Lachen verloren und das fühlte sich schrecklich an. Ohne Lachen fehlte mir ein wichtiges Ausdrucksmittel. Ich erkannte in dieser Zeit, wie wichtig Weinen ist, aber auch das Lachen, welches ich immer als Lebensmotor und Anker empfunden hatte.
Ich ging auf die Suche. Wie kann ich mein Lachen wieder finden? Bei dieser Suche begegnete mir Lachyoga, welch glückliche Fügung! Mit den Lachübungen und der damit verbundenen Lebensphilosophie konnte ich mein Lachen zu neuem Leben erwecken. Ich fand die Anbindung an mein ursprüngliches fröhlich- kindliches Lachen wieder und entdeckte das Lachen aus der Tiefe des Bauches und damit die Anbindung an die Quelle des Lachens. Nun befasste ich mich nach der Trauerliteratur sehr intensiv mit der unterschiedlichsten Lachliteratur, mit Witz und Humor und mit dem Grenzgang von Lachen und Weinen. Irgendwann hatte ich das Bild vor Augen, dass ich wie ein Jongleur dastehe. In der einen Hand halte ich die Trauer, in der anderen Hand halte ich die Freude. Ich führte beide Hände zusammen und stellte mir dabei die Frage: „Und wie bekomme ich nun beides zusammen?“ Kein Schwarz-Weiß-Denken, sondern schwarz-weiß-kariert oder gestreift und am besten auch mal bunt. Wie sagte Fritz Roth, innovativer Bestatter und Autor aus dem Rheinland so schön: „Das letzte Hemd ist bunt“, und sein Sarg wurde ein leuchtend knallig roter, mit ein paar Ecken und Kanten mehr.
Der Trauer etwas den Schrecken nehmen, der Schwere die Hand reichen, Licht in Dunkelheit bringen, sich liebevoll durch strahlende Augen begegnen, auch oder besonders in schweren Zeiten, mehr Selbstverständlichkeit im fließenden Wechsel der Emotionen entwickeln und über sich selbst schmunzeln und lachen können: zu all dem möchte ich ermuntern. Mein Wunsch ist es, dass Ihnen beim Lesen meiner Frage „Darf ich lachen, wenn ich traurig bin?“ Geschichten einfallen, bei denen Sie der hellen Seite erlauben, dass sie sich einmischen darf. Die Verbindung Lachen – Weinen – Lachen ist befreiend, reinigend und erlösend. Lachen, Witz und Humor in Situationen, wo es undenkbar erscheint? Ja. „Das Leben hört nicht auf, komisch zu sein, wenn Menschen schwer erkranken oder sterben. Ebenso wenig, wie es aufhört, ernst zu sein, wenn Leute lachen.“, so die Aussage des irischen Dramatikers George Bernard Shaw.
Ich möchte neue Wege aufzeigen und zur Inklusion von Weinen und Lachen in den unterschiedlichsten Situationen ermuntern, die uns unser buntes Leben bietet. Lassen Sie uns diese kraftvollen Elemente als Ventil nutzen, durch das Spannung reguliert wird und zu einem heiteren, kraftvollen, gesunden Leben führen kann.
Ich wünsche mir, dass es für immer mehr Menschen auch in heiklen Situationen und in Krisen möglich ist, dass sich das Lächeln vom Herzen zu den Mundwinkeln aufschwingt, den Weg zu den Augen findet und beim Herzen wieder ankommt.
Hut ab! – Eine Geschichte zum Lachen
„Bei der Beerdigung meiner Mutter pustete der Wind meinem Vater den Hut vom Kopf. Der Hut segelte ins Grab und landete auf dem Sarg. Die Situation war pikant, denn mein Vater hatte ein sehr distanziertes Verhältnis zu meiner Mutter. Er hatte schon, als sie noch lebte, entschieden, mit einer anderen Frau zu leben. Sollte der Hut nun doch noch ein persönlicher letzter Gruß von ihm sein? Von wundersamer Hand hineingestupst? „Hut ab!“, vor der Frau mit der er Kinder hat? Alle hielten die Luft an und einige blickten grinsend und abwartend um sich, bis das Lachen nicht mehr zurückzuhalten war. Das war wie ein Ventil und nahm dem Ganzen die Spitze.“
Info: www.lachyoga-silvia-roessler.de
Silvia Rössler