Weniger ist Mehr! Von der Erfüllung, der Programmierung zu entkommen. Weg vom höher, schneller, bunter, Konsumzwänge ablehnen, Rückbesinnung auf „alte“ Werte, das einfache Leben führen.
Im Einkaufszentrum. Bunte Werbeplakate blinken auf beiden Seiten der Passage, der neuste Modeschmuck glänzt in den Auslagen des Juweliers. Eine junge Frau spricht mich an: Sie möchte wissen, wie ich meine Haare pflege und bietet mir an, mich von ihr mit einem Lockenstab stylen zu lassen. Ich lehne dankend ab und versuche mich auf meine Pläne zu konzentrieren. Im Schaufenster vor mir entdecke ich eine Jeans, deren Farbe und Schnitt mir gut gefällt. Sollte ich sie noch schnell anprobieren? Ich spüre, dass ich von meinem Plan abkomme. Zum Glück habe ich einen Zettel in der Tasche: Äpfel, Bananen, Spülmittel steht da drauf. Alle Erledigungen in der Tasche, verlasse ich leicht angespannt das Einkaufszentrum und fahre nach Hause. Zurück in meiner Wohnung fühle ich mich erschöpft, lasse die Musik bewusst ausgeschaltet und höre auch den Anrufbeantworter erstmal nicht ab. Ich genieße die Stille. In Ruhe koche ich mir ein leckeres Abendessen.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und gehe noch vor Sonnenaufgang in den Wald. In leichtroten Nebel gehüllt sehe ich in der Ferne die Skyline der Stadt. Ich wende mich von diesem Blick ab und trete ein in den Wald. Begrüßt werde ich vom großen, vielstimmigen morgendlichen Vogelkonzert. Die alten Buchen schließen sich hoch über mir zu einem spitzen Dach. Ich fühle mich wie in einer gotischen Kathedrale.
Anna Wiesemann