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Spirituelle Suche

Das Christentum ist reich an spirituellen Schätzen, dennoch verlieren die christlichen Kirchen hierzulande an Zustimmung. Sinn und Erfüllung suchen die Menschen anderswo.

Wer heute in Deutschland an Gott glaubt, gehört zu einer Mehrheit – allerdings einer stark schwindenden. Gott ist Dreh- und Angelpunkt jedweder Religion, aber von ihr wollen immer mehr Deutsche immer weniger wissen. Warum ist das so?
Die Vermittlung von Religion liegt in der Verantwortung der religiösen Institutionen – in Deutschland sind dies traditionell und überwiegend die christlichen Kirchen. Sie allein sind für die Festlegung und Verkündigung der christlichen Glaubenslehre zuständig, hier darf sonst niemand mitreden. Aber eben diese Glaubensinhalte werden zunehmend kritisch gesehen.

Unverständlich und unlogisch

Den rasanten Glaubensverlust bei Christen in Deutschland seit den 1990er Jahre belegen etliche internationale und nationale Umfragen (Z.B.: Emnid, Gallup, Allensbach, Bertelsmann Religionsmonitor) zu den verschiedenen christlich-kirchlichen Glaubenssätzen:

  • Glaubten 1991 noch 36% der Deutschen Bevölkrung an die Jungfrauengeburt, also die Geburt Jesu durch die Jungfrau Maria, so sind es nur noch 12%.
  • An die Existenz der Hölle gelaubten 1991 noch 34% und 2012 waren es nur noch 12%.
  • Dass Jesus der Sohn Gotten sei, wurde 1989 von 58% der Bevölkrung akzeptiert; 2012 waren es nur noch 46%.
  • Dass die Menschheit von Adam und Eva abstamme, glaubten 1991 noch 49%, 2012 waren es nur noch 20%. Dagegen glaubten 61%, der Mensch habe sich aus anderen Lebewesen entwickelt (Evolution).
  • Die leibliche Auferstehung Jesu akzeptieren 1991 noch 39 Prozent der Befragten, laut Emnid waren es 2004 nur noch 21%.
  • 1992 glaubten noch rund 50& der Bevölkrung an die Auferstehung der Toten zum Jüngsten Gericht; laut Allenbacher Institut für Demoskopie glaubten das 2001 nur noch 29 Prozent.
  • Glaubten 1996 noch 68 Prpzent der Deutsche, dass es einen (wie auch immer verstandenen) Gott gibt, so sind es jetzt laut Emnid insgesamt 56 Prozent.

Im Verlauf von 20 Jahren haben sich in Deutschland also mehr als 12% der Menschen von Gott und Religion abgewandt. Und die Verantwortung für diesen Glaubensverlust tragen allein jene, die für die Vermittlung von Religion zuständig sind.

Dogmatismus und Heuchelei

Es sind drei Institutionen, die Religion verkündigen. Als erstes ist die jeweilige christliche Kirche oder die etablierte Priesterschaft zu nennen. Als zweites sind es die Theologen, die über Religion reden und schreiben. Und drittens sind es die Kirchenhistoriker, die die Religionsgeschichte vermitteln. Diese drei Gruppen sind für den Rückgang der Gläubigen verantwortlich.

Die Kirche bzw. die Priesterschaft trägt von allen drei die größte Verantwortung für die Übermittlung der Religionslehre, aber die Geistlichen haben schon lange keine befriedigenden Antworten auf die Fragen spirituell Suchender zu bieten. Ihre Aussagen in Predigt und Seelsorge sind mit logischem Denken nicht nachvollziehbar. Mit bloßen Dogmen und Lehrmeinungen versuchen sie, ihre Gemeindemitglieder unter Kontrolle zu halten. Abspaltungen und Sektierertum sind davon eine natürliche Konsequenz: Im Christentum gibt es mehr als 3.000 Sekten, Freikirchen und Splittergruppen, und fast täglich kommt eine weitere hinzu, denn die großen Kirchen sind nicht in der Lage, die Fragen der Gläubigen zu beantworten und die Gemeinschaft zusammenzuhalten. Es ist offenkundig, dass der Kirche bzw. den Priestern die Kompetenz fehlt, den Menschen Religion auf die richtige Weise zu erklären und nahezubringen.

Bei den Theologen sieht es ähnlich aus: Auch sie verstehen nicht wirklich, worum es in der Religion tatsächlich geht, und stiften mit ihren Thesen viel Verwirrung. Kirchenhistoriker haben ebenfalls versagt, denn die aufspaltenden Tendenzen der Kirche haben sie weder erkannt, noch aufgearbeitet.

Die Gründe, warum die gesamte kirchliche Organisation bei ihrer Kernaufgabe versagt hat und warum sich die Menschen mehr und mehr von Gott und der Religion insgesamt abwenden, sind folgende: Die großen organisierten Religionen haben selbst nur ein oberflächliches dogmatisches Verständnis ihrer Heiligen Schriften. Und sie wissen nichts über den praktischen spirituellen Pfad, der den wahren Kern jeder Religion ausmacht und zur Wiedervereinigung mit Gott führt. Ihre Denkweise ist unlogisch. Und viertens leben die Priester selbst nicht entsprechend den in den Heiligen Schriften niedergelegten Normen. Ihre Heuchelei und Unwissenheit in spirituellen Fragen haben zusammen mit den anderen Defiziten dazu geführt, dass die Menschen sich massenhaft von der Kirche und von Gott verabschiedet haben.

Auflösung der Rätsel

Die mangelhafte und irreführende Auslegung der Bibel durch die christlichen Kirchen wirkt sich natürlich negativ auf das Denken der Menschen und ihr Gottesbild aus. Schauen wir einige der fragwürdigen Konzepte an:

1. Das Dogma von der Jungfrauengeburt Jesu, wie sie von der Kirche postuliert wird, beruht auf einem Missvertändniss des Bibeltextes (saja 7,14). Die Bibel ist in dieser Frage eindeutig: Der hebräische Begriff „alma“, der in der griechischen Bibelübersetzung (Septuaginta) nur dieses eine Mal im Buch Jesaja fehlerhaft mit „Jungfrau“ (parthenos) übersetzt wurde, bezeichnet eben nicht eine unberührte Jungfrau, sondern eine „junge Frau“. Christliche Theologen und Priester erklären diese Passage aber so, als wäre Jesus von einer unberührten Jungfrau geboren worden. Diese Interpretation widerspricht der Logik und den Naturgesetzen, denn niemand kann von einer Jungfrau geboren werden. Deshalb verwerfen immer mehr Menschen diese Lehre. Die Naturwissenschaften mit ihrem rational-logischen Denkansatz stellen heute eine ständige Herausforderung für die altüberlieferten Dogmen der christlichen Religion dar.

2. Die Gottessohnschaft Jesu zu erklären, fällt den kirchlichen Instanzen ebenfalls schwer. Die Menschen fragen sich, warum Gott in Seiner Liebe und Weisheit Seinen Sohn nicht bereits vor Jesu Erscheinen auf Erden schickte. Der Islam macht sich sogar darüber lustig und sagt, dass Gott niemals Seinen Sohn schickte, sondern nur Seine Boten. Die Kirche hat keine befriedigende Erklärung dafür, warum Jesus Christus der einzige Sohn Gottes gewesen sein soll. Die Bibel bringt jedoch klar zum Ausdruck, dass der Heilige das fleischgewordene „Wort Gottes“ ist; d.h. die Gotteskraft wirkt über einen menschlichen Pol, was ihn zum „Gottessohn“ macht. Die sich manifestierende Gotteskraft ist der eigentliche Gottessohn. Nicht der Mensch Jesus ist der Sohn Gottes, sondern es ist die durch ihn wirkende Gotteskraft, die ihn zum Gottessohn macht. Da die Priester und Theologen nichts über die verschiedenen Arten von Gottesmanifestation wissen und deshalb nicht wissen, was das „Wort Gottes“ ist, können sie nicht begründen, inwiefern Jesus der Sohn Gottes gewesen ist.

3. Die Stammeltern Adam und Eva: In der Frage, ob die Menschheit von Adam und Eva abstammt, ist die Kirche auch nicht schlüssig. Wenn sie begreifen würde, dass alle Religion auf der Selbstoffenbarung Gottes und Seinen fortlaufenden Manifestationen beruht, könnte sie das Wesen von Adam und Eva leicht erklären. Aber die Kirche schwankt selbst zwischen den beiden Auffassungen, dass Religion einerseits auf Offenbarungen beruhen könnte, es aber andererseits die Evolutionstheorie gibt, und so meinen viele Theologen und Pfarrer, dass der Mensch vielleicht doch vom Affen abstammen könnte.

„Glaube kann nie geboten werden, so wenig als Liebe.
Er muß freiwillig und aus eigenem Triebe sein.“
Johann Christian Friedrich Hölderlin

4. Die Auferstehung Jesu ist aus demselben Grund den Vertretern der Kirche nicht klar. Die Auferstehung wird mehrfach deutlich im Alten  Testament erwähnt, aber weil die Kirche das Alte Testament nicht als verbindlich anerkennt, kann sie die Auferstehung nicht richtig begründen. Auferstehung bedeutet immer den spirituellen Aufstieg der Seele über die Körperlichkeit hinaus. Eine leibliche Auferstehung von den Toten widerspricht jedoch jeder Logik. Wenn die Bibel sagt, dass Jesus in geistiger Form auferstand, dass er dann aber gegessen haben soll und Wunden  an seinem Körper sichtbar waren, passt das nicht zusammen.

5. Die Bedeutung des Jüngsten Gerichts verstehen die christlichen Kirchen auch nicht, und zwar weil die Karma-Lehre bereits im dritten Jahrhundert aus der Kirchenlehre gestrichen wurde. Ferner können sie das Auftreten Jesu als Heiler, seine Barmherzigkeit den Menschen gegenüber und die Wiedererweckung von Toten nicht erklären, weil sie von der Wirkweise göttlicher Offenbarungen nichts wissen.

6. Existenz der Hölle: Was mit „Himmel“ und „Hölle“ gemeint ist, leuchtet nur jemandem ein, der selbst eine praktische Erfahrung vom Aufstieg der Seele in der Meditation hat. Wenn man sich in der Meditation über das Körperbewusstsein erhebt und Gott in Seinen Offenbarungsformen begegnet, macht man eine Erfahrung vom „Himmel“ und ist frei von Leiden. „Himmel“ ist ein geistiger Zustand der Leidensfreiheit. Die „Hölle“ dagegen ist das leidvolle Leben und Erleben in diesem Körper, in der materiellen Welt.

Sehen ermöglicht Glauben

Die Menschen stellen die Existenz Gottes ebenso wie Seine Allmacht vor allem deshalb in Frage, weil sie in der Obhut der Amtskirchen keinen Zugang zur spirituelle Praxis der  Meditation haben. Und deshalb können sie keine Gotteserfahrung machen, können nicht selbst erkennen, wie Gott in Wirklichkeit ist. Man kann lange darüber streiten, ob es Gott gibt oder nicht, ob Er barmherzig und allmächtig ist, aber überzeugt wird man erst dadurch, dass man Gott selbst in der Meditation sieht und erfährt. Wenn man den Weg der Meditation geht, wenn die Seele sich in die Stille oberhalb der Sinne zurückzieht und dort Gott in Seinen Offenbarungsformen begegnet, verliert man jegliche Zweifel an der Existanz Gottes.

Soami Divyanand

FOTO: Thinkstock

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