Leben und Sterben sind untrennbar miteinander verbunden, denn der Tod gehört zum Leben! Je früher wir uns mit dieser Erkenntnis auseinander setzen, umso mutiger werden wir unser Leben führen.
Der gute Gedanke - VISIONEN-Essay von Stefanie Ochs
Vor kurzem sprang mich ein Beitrag in einem sozialen Netzwerk an, geschrieben von einem recht jungen Menschen. Mit dem nicht gerade alltäglichen Titel „Freut ihr euch schon auf den Tod?“. Vermutlich werden eine ganze Menge Menschen bei dieser Art von Frage erst mal in eine mittelschwere Schockstarre fallen und betreten den Blick nach unten richten. Das ist natürlich nur eine Vermutung. Ganz ehrlich? Ich war selbst für einen klitzekleinen Moment schockiert, um dann meinen nächsten Gedanken zu beobachten: Was für eine geniale Frage ist das denn von einem Teenager? Was wäre eigentlich, wenn wir uns ganz natürlich auf das Leben nach dem Tod, auf das was dann kommt, mit uns passiert, freuen würden? In der Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Neubeginn???
Doch die zentrale Frage, die in mir auftauchte, lautete: Wie sähe dann unser jetziges Leben aus? Wie würden wir es nutzen? Ich bin heute gewiss, dass unser Leben eine Reise ist. Ein kleiner Abschnitt einer viel größeren, umfassenderen Bewegung, in der wir uns erfahren und erkennen wollen. Vor vielen Jahren machte ich im Rahmen einer Fortbildung eine Übung, die sich „Timeline“ (Zeitlinie) nennt und mit der Geburt enden sollte. Doch es zog mich weiter und weiter zurück... die Geburt war nicht der Anfang. Es gab etwas davor. Ich spürte mein Hadern in dieses Leben zu gehen. Sah mich gehen und wieder kommen. In anderen Körpern. In ähnlichen Erscheinungen. Es verwirrte und faszinierte mich zugleich. Es war wie eine Einladung, mein Denken zu erweitern, zu verstehen, dass unser Leben viel mehr für uns bereit hält als das, was wir mit unseren physischen Sinnen wahr- und aufnehmen können. Ich erinnerte mich an einen Traum zurück, indem meine Oma mir (einige Zeit nach ihrem Tod) mitteilte, dass ich mir keine Sorgen mehr machen solle und es ihr gut gehe. Damals war das für mich eine sehr einschneidende Erfahrung und so real, als ob sie vor mir stand. Und tatsächlich fasste ich mit dieser Botschaft neuen Lebensmut und erkannte, dass es Zeit war, mein Leben zu leben – in der Gewissheit, dass ich auch bereit dafür war.
Die Angst vor dem Tod ist meiner Meinung nach eines, wenn nicht DAS größte Hindernis sich zu trauen, ein erfülltes, sinnreiches und mutiges Leben zu leben. Sie kommt mir manchmal vor, wie ein unsichtbarer Hemmschuh, der uns in vorgetäuschter Sicherheit und Vorsicht wähnt. Dabei geht es auch nicht darum, so zu leben, als sei alles egal oder dem Ausleben selbstzerstörerischer Tendenzen (das hat andere Ursachen, auf die ich jetzt hier nicht näher eingehen kann) hemmungslos zu frönen. Vielmehr solltest du mit Mut nach vorn blicken, dich ganz selbstverständlich trauen, dein Leben – dieses Geschenk – auszukosten und in Einklang zu bringen. Dein Körper, deine Seele, dein Geist – brauchen Nährendes. Alles wirkt aufeinander ein, schwingt miteinander.
Geistige Hygiene, also Fragen wie: „Was ist mir wichtig – Womit beschäftige ich mich und womit nicht“ sind dabei genauso wichtig, wie die körperliche Hygiene und was ich meinem Körper zuführe – wie ich ihn nähre und versorge. Deine Seele braucht Raum zur Entfaltung. Du bist hier um dich auszudehnen, zu wachsen, dich selbst zu ver-wirklich-en! Dein Lebensweg dient dir dabei als deine perfekte Basis – als roter Faden – für die Dinge, die du „lernen“ bzw. entwickeln möchtest. Nicht umsonst heißt es im Orakel von Delphi – Erkenne dich selbst. Die Zeit nach dem Jahreswechsel bietet sich wunderbar dafür an Resümee zu ziehen, zurückzublicken und noch Offenes abzuschließen. Diesen Prozess bewusst zu durchlaufen und das Vergangene zu sortieren, kann dir eine kraftvolle Grundlage geben, das Neue willkommen zu heißen und dein Leben umsortiert nach deinen Wünschen und Werten zu gestalten.
Wenn ich dir eines wirklich von Herzen versprechen kann, dann, dass alle Herausforderungen und Krisen in deinem Leben deine Chance sind zu wachsen und dich selbst zu erkennen. Je besser du dich selbst kennen lernst, desto klarer werden deine Entscheidungen in Bezug auf dein Leben, auf das, was dir gut tut, was dir wichtig ist und was nicht, sein. Du er-wächst zu der Person die du wirklich bist und nach der du dich vielleicht schon lange gesehnt hast.
Sich auf den Tod bzw. das Leben nach dem Tod zu freuen, bedeutet also nichts anderes, als sich der Angst vor dem Tod gewahr zu sein und sie Schritt für Schritt zu überwinden. Es ist deine Aufgabe dieses Leben voll auszukosten und für deine volle Entwicklung nutzbar zu machen – mit mutigem, frohen Herzen. Zugegeben, das ist eine gewaltige Herausforderung in dieser Zeit. Doch vielleicht kannst du das Potenzial erahnen, wenn wir Menschen uns noch viel mehr dem widmen würden, uns gegenseitig zu unterstützen und das Beste aus uns und unseren Mitmenschen herauszuholen.
Deshalb: Sei mutig und traue dich – dein Leben mit allem, was dazu gehört anzunehmen!
Über unsere Essayistin
Stefanie Ochs leitet Frauen seit vielen Jahren in eigener Heilpraxis an, ihre Ängste zu transformieren, ihre weibliche Weisheit zu entdecken und ureigene Kraft zu aktivieren, sodass sie ein neues Lebensgefühl und Wohlbefinden etablieren. Durch ihre feinfühlige, energetische und wertschätzende Arbeit gelingt ihr das Auflösen hindernder Blockaden für volle Klarheit und Zuversicht für den zukünftigen Weg. www.zarameh.de
Stefanie Ochs