Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Trauer, Wut, Schmerz, Angst, sogar Scham und Schuld anzunehmen und „zu sich“ zu nehmen, anstatt sie zu unterdrücken, ist sehr bedeutsam für unsere Fähigkeit ein glückliches Leben zu führen.

Der gute Gedanke - VISIONEN-Essay von Stefanie Ochs

Aus dem alten China kommt folgende Geschichte: Ein alter, sonst armer Bauer, besaß als Einziger im Dorf ein Pferd. Eines Tages lief das Pferd davon. Die Bewohner des Dorfes gingen zu ihm, um ihn für sein Unglück zu bedauern. Doch er entgegnete nur: Wer weiß!? Und tatsächlich, am nächsten Tag kam das Pferd plötzlich zurück. Doch nicht nur das! Es brachte auch eine kleine Herde wilder Pferde mit. Wieder kamen die Dorfbewohner und beglückwünschten ihn für sein großes Glück. Der alte Mann erwiderte gleichmütig: wer weiß!? Als der einzige Sohn des alten Mannes eines der Wildpferde einreiten wollte, wurde er abgeworfen und brach sich ein Bein. Erneut kamen die Dorfbewohner und bekundeten ihr Mitleid. Wieder antwortete ihnen der Bauer mit einem gleichmütigen: wer weiß!? Er schien Recht zu behalten, denn wenige Tage später kamen Soldaten in das Dorf. Ein Krieg war ausgebrochen und alle jungen Männer wurden eingezogen. Bis auf den Sohn des alten Mannes, wegen seines gebrochenen Beines. Die Dorfbewohner waren außer sich und riefen: Du hast immer so ein Glück. Wir Unglücklichen. Doch er erwiderte wieder nur: wer weiß!?

Als ich diese Geschichte das erste Mal während einer Coaching-Fortbildung hörte beeindrucke mich die Gleichmütigkeit dieses alten, scheinbar so weisen Mannes. War er wirklich arm oder besaß er einen Reichtum, den nur wenige besitzen? Wir sind es gewohnt unser Bewusstsein stets auf das zu lenken, was gerade vor uns sichtbar ist und dem sofort unsere Stempel aufzudrücken. Zwar klingt das zuerst logisch, doch gleichzeitig ist es auch wie ein sehr einschränkender Blick, als würde man Scheuklappen tragen. Klar, oftmals können wir das große Ganze nicht erfassen, doch genau das ist der Punkt. Das, was uns schlecht erscheint, kann sich zu einem anderen Zeitpunkt und größeren Kontext ebenso als großes Glück erweisen. Wir wissen schlichtweg oft nicht, wofür manche Dinge gut sind. Sicher, das WAS uns widerfährt, können wir nicht ändern. Jedoch beeinflussen wir durchaus, WIE, mit welcher Haltung, wir den Ereignissen in unserem Leben begegnen. Keinesfalls möchte ich den Eindruck erwecken das es bedeutet, alles positiv zu sehen und schlechte Gefühle zu verbergen oder gar so zu tun, als wäre immer alles gut. Ich verstehe durchaus, dass das Leben nicht immer leicht zu nehmen ist und kenne das persönlich natürlich auch. Doch ich habe eine weitere Sichtweise anzubieten, die ich für mich selbst erfahren habe und in meinen therapeutischen Sitzungen immer gerne anbiete und umsetze: Trauer, Wut, Schmerz, Angst, sogar Scham und Schuld anzunehmen und „zu sich“ zu nehmen, anstatt sie zu unterdrücken und abzuspalten, sind sogar sehr bedeutsam für unsere Fähigkeit ein glückliches Leben zu führen.

Wieso? Es birgt das Potenzial für Heilung und Wachstum in sich. Nicht mehr das negative Gefühl, sondern „das Geschenk darin“ stehen nun im Vordergrund. Denn Wachstum ist der wahre Reichtum unserer Seele und unsere Seele zu erfüllen macht… na klar – glücklich! Und das wiederum ist purer Balsam für unsere Zellen und Gesundheit.

Aus spiritueller Sicht bist du aus folgenden Gründen hier: 1. Um Unerledigtes zu erledigen, 2. zu Vergeben und Frieden zu schließen und 3. mit der nun frei gewordenen Energie Neues zu kreieren und das Unbekannte bekannt zu machen. Das klingt doch eigentlich gar nicht so schlimm, oder?

Glück ist also viel mehr eine Wahl als es dir bisher vielleicht klar war. Besonders ist, mit alten, bereits erlebten Erfahrungen funktioniert das ganz genauso wie mit Aktuellem. Doch natürlich verlangt es dir auch etwas ab. Es braucht deine Bereitschaft, anderen, besonders aber dir selbst zu vergeben was war! Daran scheitern viele Menschen, weil sie denken, es wäre so etwas wie ein „Freifahrtsschein“ für Menschen mit schlechten Absichten. Doch meine Erfahrung ist eine andere: Wenn wir vergeben, befreien wir uns von den Ketten, die uns an die Personen und Erfahrungen gebunden haben. Ich gehe sogar so weit zu sagen: das ist der Sinn von Erfahrungen und Fehlern. Ob wir im Sommer glücklich sind entscheidet also nicht die Sonne, sondern wir selbst tun es!

Die Geschichten, die wir uns tagtäglich selbst erzählen sind wichtiger als die Jahreszeit, in der wir uns befinden. In einer beeindruckenden Dokumentation einer Frau mit ihrer schwerbehinderten Tochter brachte sie zum Ausdruck: „ich bin heute sicher, dass diese Erfahrung großes Glück für uns alle bedeutet“. Wir dürfen die Bedeutung von Glück für uns neu definieren. Glücklich zu sein, bedeutet nicht, dass dir die ganze Zeit die Sonne aus dem Hintern scheint (obwohl ich dir das natürlich wünsche), sondern dankbar zu sein für das was gerade ist, mit allen Emotionen und Herausforderungen, die gerade sind, denn sie verbinden dich mit dem Leben und mit DIR. Und wenn es mal hart auf hart kommt, stelle ich mir folgende „Zauberfrage“: Will ich Recht haben (auf dem mir widerfahrenen „Unglück“ bestehen) oder glücklich sein!?

Stefanie Ochs

Über unsere Essayistin

stefanie ochs essayDie Arbeit mit Stefanie Ochs beginnt dort, wo andere aufhören. Sie verbindet jahrelange therapeutische Erfahrung mit geerdeter Spiritualität und medizinisch- heilerischem Wissen. „Essential Healing“ zeigt dir, wie du dich ganz auf dich selbst einlässt und du erlebst, wie sich selbst aus verzweifelten Situationen Tore  öffnen und du tiefen Sinn und Erfüllung in deinem Leben fifindest. Ein besonderes Anliegen ist es, dich in deine innere und äußere Unabhängigkeit und Freiheit zu  führen. www.zarameh.de. www.essential-healing.net

Foto(s): Thinkstock

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