Paramahansa Yogananda über Aspekte der spirituellen Auferstehung durch Meditation
Paramahansa Yogananda, der Verfasser von „Autobiographie eines Yogi“, war nicht nur ein bahnbrechender Vermittler der Yogalehre Indiens im Westen, er legte auch auf die Lehre Jesu Christi großen Wert und wies auf die zugrundeliegende Einheit beider Glaubenslehren hin. Eines der Ziele und Ideale, die er für seine Gemeinschaft, die Self-Realization Fellowship, aufstellte, besteht darin, „die vollkommene Harmonie und grundsätzliche Übereinstimmung zwischen dem ursprünglichen von Jesus Christus gelehrten Christentum und dem ursprünglichen von Krishna gelehrten Yoga darzulegen“. Im Vorwort zu „Die Wiederkunft Christi“, einem dreibändigen Kommentar zu den vier Evangelien, schreibt eine seiner engsten Schülerinnen, Sri Daya Mati: „Seine einzigartige Auslegung der Lehre Jesu Christi löste die theologische Grenze auf zwischen dem von Jesus offenbarten Erlösungsweg zum Reich Gottes und der Yoga-Wissenschaft von der Vereinigung mit Gott … auf.“
Nachfolgend präsentiert VISIONEN Auszüge zum Thema Auferstehung aus Yoganandas Werk „Die Wiederkunft Christi – Die Auferstehung des Christus im eigenen Inneren“ sowie aus der Anthologie „Reise zur Selbstverwirklichung“.
„Auferstehung bedeutet, die Seele zu erheben – sie aus dem Kerker der Unwissenheit und von den Fesseln irdischen Bewusstseins zu befreien. Das menschliche Leben kann sehr schön sein, doch wer an ihm hängt, gleicht einem im Käfig eingesperrten Paradiesvogel. Auch wenn ihr ihm die Käfigtür öffnet, bleibt der Vogel aus Anhänglichkeit und Gewohnheit in seinem Bauer sitzen und hat vielleicht kein Verlangen, hinauszufliegen… Wir haben Angst, uns in den Himmel des grenzenlosen Bewusstseins aufzuschwingen; zu lange haben wir uns mit dem Körper identifiziert. Und nun schrecken wir davor zurück, den unendlichen Raum unserer Allgegenwart zu betreten, weil wir uns davor fürchten, die Allmacht und Allwissenheit unserer Seele auferstehen zu lassen. Spirituelle Auferstehung heißt, die uns angeborene Weisheit aus den Fesseln des Körpers zu befreien.“
„Bevor uns spirituelle Flügel wachsen, spinnen wir törichterweise Fäden der Angst, Sorge und Unwissenheit um uns herum, bis Krankheit und Tod kommen und uns zerstören. Wir liegen in unseren selbst erschaffenen Fesseln gefangen. Was ist am schädlichsten? Unsere eigenen falschen Gedanken und unsere falschen Lebensgewohnheiten – wir denken nicht gründlich nach und handeln dementsprechend falsch. Wir müssen auferstehen – aus den Gedanken des Ärgers, die uns geistig abstumpfen lassen; aus selbstsüchtigen Gedanken; aus dem Lärm disharmonischen Lebens.“
„Christus, der eins ist mit Gottes allgegenwärtigem Bewusstsein, weht im Wind, lacht in den Bächen, funkelt in den Sternen, errötet im Sonnenuntergang und lächelt in den Blüten, deren Duft seine Nähe verraten. Christus tanzt auf den Wellen menschlicher Gefühle und Gedanken. Christus ist die Freude in allen Herzen und allen Dingen. Wer die Augen der Weisheit geschlossen hält, sieht nur die Dunkelheit des Leidens, des Todes, der Krankheit, des Schmerzes und der vergänglichen Vergnügen. Christus aber sieht mit geöffneten Augen nichts als Licht, Freude und Schönheit; und er betet darum, dass dieses Licht, diese Freude und diese Schönheit allen Seelen auf Erden offenbart werden wird, wenn sie die alles erkennenden Augen der Weisheit hingebungsvoll öffnen und wieder zum Bewusstsein ihrer glückseligen Unsterblichkeit erwachen.“
„Lasst eure Seele aus allen Träumen der Gebrechlichkeit auferstehen. Lasst sie in ewiger Weisheit auferstehen. Wie erreicht ihr das? Ihr braucht unter anderem: Selbstbeherrschung, richtige Ernährung, Standhaftigkeit, eine unerschrockene Geisteshaltung; und ihr müsst euer Bewusstsein von jeder Identifizierung mit dem Körper befreien, indem ihr die wissenschaftlichen Konzentrations- und Meditationsmethoden täglich mit Hingabe übt. Gebt euch nie geschlagen. Erkennt keine Niederlage an; eine Niederlage anzuerkennen, bedeutet eine noch größere Niederlage. Ihr verfügt über grenzenlose Kraft; diese Kraft müsst ihr entwickeln, das ist alles.“
„Auferstehung gibt es nicht nur nach dem Tode. Ihr müsst bereits auferstehen, während ihr noch in diesem Körper lebt. Ihr tut das jede Nacht im Schlaf: Das ist die unbewusste Auferstehung. Ihr müsst lernen, dies ebenfalls in der Meditation zu tun: Das ist die bewusste Auferstehung. Es hat Heilige in Indien gegeben, die in einen totenähnlichen Zustand eingingen, dann begraben und später wieder ausgegraben wurden und nach mehreren Tagen, die sie unter der Erde verbracht hatten, weiterlebten. Sie haben bewiesen, dass Auferstehung des Körpers möglich ist. Paulus, Johannes und andere Jünger Christi waren ebenfalls mit der geistigen Methode vertraut, die Lebenskraft während der Meditation bewusst vom Körper abzuschalten und sie willentlich wieder einzuschalten. Deshalb erklärte Paulus: ‚Ich sterbe täglich.‘ Auf Nahrung zu verzichten und dennoch am Leben zu bleiben, ist eine andere Art bewusster Auferstehung.
Die Auferstehung Jesu Christi ist von anderer – von höherer – Art. Diese höhere Auferstehung bedeutet, dass ihr die Schöpfung versteht und wisst, wie man die Seele von der Knechtschaft der Unwissenheit, der großen täuschenden Kraft der Maya, befreien kann.“
„Meditation ist die höchste Methode, die Seele aus der Knechtschaft des Körpers auferstehen zu lassen und von den Fesseln eurer Prüfungen zu befreien. Meditiert zu Füßen des Unendlichen. Lernt, euch ganz mit dem göttlichen Bewusstsein zu erfüllen. Eure Prüfungen mögen schwer und hart sein, aber euer größter Feind ist euer eigenes Ich. Ihr seid unsterblich – doch eure Prüfungen sind sterblich. Sie sind veränderlich – ihr aber seid unwandelbar. Ihr könnt ungeheure Kräfte entfesseln und all eure irdischen Prüfungen zunichtemachen.“
„[Jesus] kam vor zweitausend Jahren, und nachdem er einen universalen Weg in das Reich Gottes gewiesen hatte, wurde er gekreuzigt und ist auferstanden. Es ist nicht notwendig, dass er den Massen hier erneut erscheint, nur um seine Lehre zu erfüllen. Etwas anderes aber ist wirklich notwendig: Die kosmische Weisheit und göttliche Wahrnehmung Jesu muss wieder Ausdruck finden durch jeden einzelnen Menschen, der das unendliche Christusbewusstsein erlebt und versteht, welches sich in Jesus verkörpert hat. Das wird die wahre Wiederkunft sein.“
Weitere Informationen über die Lehre Paramahansa Yoganandas und die Self-Realization Fellowship unter: Yogananda-srf.org.