
Ich bin Skeptiker. Was den Allerhöchsten angeht. Mit Jesus konnte ich immer. Meine Mutter hatte mir ein kleines Gebet beigebracht, das ich abends im Bett, wenn das Licht ausging, aufsagte wie ein Mantra:
Ich bin noch so klein, mein Herzchen ist rein, soll niemand drin wohnen, als Jesus allein. Mir wurde warm ums Herz, sobald ich Jesus hineinließ. Und auch sonntags, in der Kirchenbank kniend, wenn ich mit Jesus auf der Zunge ins Gespräch kam. Ins wortlose Gespräch. Dann war da das Gefühl, dass er unter mein Dach gekommen war. Er sprach ohne ein Wort, und meine Seele war gesund.
Sein Vater, der liebe Gott, redete nicht mit mir. Vielleicht habe ich ihn auch nicht richtig angesprochen. Habe die Tür nicht geöffnet. Dem Allmächtigen, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Er war so groß und so fern, saß irgendwo auf seinem himmlischen Thron und griff nicht mal ein, als ich im Konsum einen Brausewürfel klaute.
Christian Stahlhut
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