Karma und Gnade – wie passt das zusammen? Das Karma-Gesetz ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit und lässt sich sogar gezielt dafür nutzen.
Der hinduistische Begriff Karma wird bei uns häufig gleichgesetzt mit dem alttestamentarischen Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Das wortwörtlich umzusetzen würde aber nur zu zahnlosen Blinden führen und kann wohl nicht sein, was Gott Jahwe oder die Veden damit meinten. Beide wollen wohl eher das Gesetz von Ursache und Wirkung plastisch veranschaulichen, wonach wir nur das ernten können, dürfen und müssen, was wir selbst gesät haben. Es läuft wohl auf Kants kategorischen Imperativ hinaus, dem Nächsten nichts anzutun, was man nicht will, dass es einem selbst angetan werde.
Erkenntnis und Bewusstsein
Dem hinduistischen Karma-Yoga geht es darum, sehr bewusst die Karma-Früchte zu ernten im Sinne von Anerkennen und Annehmen, die man früher – für den Hinduismus durchaus auch in vorigen Leben – gesät hat, und sie entsprechend zu verarbeiten, d. h. aus ihnen zu lernen und entstandene Dysbalancen auszugleichen.
In der Bhagavad Gītā, dem Kernstück des Mahabarata-Epos, lehren die Kapitel III und IV, es gehe im Karma-Yoga darum, sich den gesäten Früchten im Sinne des göttlichen Prinzips der Selbst-Vervollkommnung zu widmen und sie zur Bewusstseinsklärung zu nutzen. Also gerade nicht darum, in unserem Sinn eine Ernte einzufahren, um sich zu bereichern, sondern reich im Sinne von Erkenntnis und Bewusstseins-Erweiterung zu werden und tatsächlich in Zukunft eher phala vaja, Fruchtverzicht, zu üben. Das meint, Dinge zu tun, weil sie getan werden müssen, ohne auf Lohn und eigene Vorteile zu spekulieren.
Ruediger Dahlke