Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Hüll' mich in deine grünen Decken,
mit deinem Säuseln lull' mich ein!
Bei guter Zeit magst du mich wecken
Mit eines jungen Tages Schein!
Ich hab' mich müd in dir ergangen,
Mein Aug ist matt von deiner Pracht;
Nun ist mein einziges Verlangen,
Im Traum zu ruh'n durch deine Nacht.

Der Kindesaugen freudig Leuchten
Schon fingest du mit Blumen ein,
Und wollte junger Gram sie feuchten,
Du scheuchtest ihn mit buntem Schein.
Ob wildes Hassen, maßlos Lieben
Mich seither auch gefangen nahm,
Bin ich doch immer Kind geblieben,
Wenn ich zu dir ins Freie kam!

Geliebte! die mit ew'ger Treue
Und ew'ger Jugend mich erquickt,
Du einz'ge Lust, die ohne Reue
Und ohne Nachweh mich entzückt:
Sollt' ich dir jemals untreu werden,
Dich kalt vergessen, ohne Dank,
Dann ist mein Fall wohl nah auf Erden,
Mein Herz verdorben oder krank!

O steh mir immerdar im Rücken,
Bin ich im Feld mit meiner Zeit!
Mit deinen warmen Mutterblicken
Ruh auf mir, auch im schärfsten Streit!
Und sollte mich mein Stündlein finden,
Schnell decke mich mit Rasen
zu; O selig Sterben und Verschwinden
In deines Urgrunds tiefste Ruh!

 Gottfried Keller

Foto(s): gettyimages

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