Ahmad Milad Karimi ist ein tieffühlender Autor, Denker und Mensch. Er schreibt Bücher, übersetzte den Koran und islamische Poesie, lehrt Islamische Mystik und Philosophie an der Universität Münster. Im Schweizer Radio und TV moderiert er die Sendung Sternstunde Religion.
Lieber Ahmad Milad Karimi, was verstehen Sie, was versteht der Islam unter „Sünde“?
Aus meinem religiösen Leben heraus und im Namen einer großen religiösen Kultur glaube ich an den Sinn von Sünde. Auch im Koran ist die Rede von der Sünde, also dass wir Menschen uns versündigen können. Es gibt so etwas wie Sünde.
Wie sieht das im Islam praktisch aus? Ich bin aufgewachsen in einer christlichen Kultur. Wenn ich den Begriff „Sünde“ höre, denke ich sofort an die katholische Kirche, an den Beichtstuhl, an Gebote. Und werde dabei immer kleiner und besorgter, weil ich bestimmt etwas falsch gemacht habe… Wie fühlen Sie sich, wenn Sie „Sünde“ hören?
Ich erinnere mich daran, dass die islamische Theologie, also nicht nur die Religion, sondern die Theologie als wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Religion, ungefähr ab dem 8. Jahrhundert Fahrt aufnimmt.
fs