Werd’ ich dich, du Göttliche, verstehen,
Die so dunkel in der Brust mir spricht?
Fernher stammst du aus den ew’gen Höhen,
Wo die Wahrheit wohnt, und täuschest nicht.
In der Weihe meiner schönsten Stunden
Hab’ ich deine hohe Kraft empfunden.
Leise, mit geheimnisvollem Klange,
Tönt in tiefster Seele mir dein Wort,
Dennoch reißt es mich, im sel’gen Drange,
Wie ein Zug von Himmelshöhen fort.
Und in höh’re Macht dahingegeben,
Folg’ ich dir und kann nicht widerstreben.
Betend horch ich deinen leisen Tönen,
Wenn sie tröstend mir die Brust durchzieh’n,
Mit der dunklen Zukunft mich versöhnen,
Und den bleichen Vorhang niederzieh’n.
Was die stummen Geister mir verschweigen,
Soll dein süßer Schauer mir bezeugen.
Diesem Zeugnis will ich freudig traun,
Gottes Stimme spricht durch deinen Mund;
Wenn die Sterne blitzend niederschaun,
Tut er sich in deinen Sprüchen kund,
Und, aus dir geboren, hebt der Glaube
Himmelauf den Blick vom Erdenstaube.
Heil’ge Ahnung, frommes Himmelswesen!
Lass dein Wort im Innern mir erglühn,
Lehre mich die hohe Schrift zu lesen,
Die du mir in reiner Brust verliehn.
Hilf mir dich – du Göttliche! – verstehen,
Lass mich schaun, was die Geweihten sehen.
Johann Heinrich Christian Nonne